2006 21. Mrz

Google Finance – Revolution der Finanzinformationen?

Gerade lese ich, dass Google (mal wieder) einen neuen Dienst in sein Angebot aufgenommen hat: Google Finance.

Natürlich wird das die bisherigen Betreiber von Finanzportalen arg schmerzen, nicht unbedingt, weil Google Finance zwangsläufig der Knüller ist, sondern einfach deswegen, weil Google der Anbieter ist. Google + (Dienst X) = Angst. Von Medienhype kann man aber nicht reden, denn die Anzahl der berichterstattenden Quellen hält sich -noch- in Grenzen. (1, 2, 3)

Aber was ist nun dran an Google Finance? Mich interessiert das deswegen, weil ich ab und an Kurse und Börsennews lese, meist aber gezielt nach Informationen zu Unternehmen suche.

Bisher habe ich dafür die Portale finanztreff.de und onvista.de genutzt. Dort findet man sowohl allgemeine aktuelle Börsennachrichten als auch allgemeine Kursinformationen für die wichtigsten Indizes weltweit. Um eines vorweg zu nehmen: wenn man gezielt auf der Suche nach Optionsscheinen, Futures, Waves, Corridors etc. pp. ist, dann wird insbesondere OnVista mein Dienst der Wahl bleiben.

Auf der Startseite finden sich lediglich grundlegende aktuelle Finanzinformationen, einige allgemeine aktuelle Nachrichten, die aktuellen Kurse der US-Leitindizes Dow Jones, NASDAQ sowie S&P 500. Seine eigentliche Stärke offenbart Google Finance erst, wenn man im Suchfeld einen bestimmten Wert eingibt. Die Ergebnisseite ist nach wie vor aufgeräumt, aber was die Interaktivität angeht, ist der Dienst vorbildlich:

  • Die Informationen werden übersichtlich dargestellt, weobei alles sehr „web2.0ish“ wirkt. Totale Interaktion eben 🙂
  • Der Chart ist *wirklich* interaktiv. Man kann in einer Zeitleiste per drag & drop den betrachteten Zeitraum angeben, der (wahrscheinlich via AJAX, kann ich aber nicht beurteilen) sofort den entsprechenden Ausschnitt hereinzoomt.
  • Im Chart sind Buchstaben von A bis F an bestimmten Stellen in der Historie dargestellt, die man anklicken kann. Diese Buchstaben stellen eine bestimmte Nachricht zum Unternehmen dar, die direkt rechts neben dem Chart sofort blau markiert wird. So kann man wunderbar die Wirkung einzelner Ereignisse verfolgen.
  • Weiter unten auf der Seite sind in vorbildlicher Weise Informationen zu Unternehmenskennzahlen, den Unternehmensaktivitäten im Allgemeinen, dem Top-Management und ähnlichen Unternehmen aufgeführt.
  • Vieles ist „anklickbar“: wenn verfügbar können sogar die Bilanzen, Geschäftsberichte sowie Gewinn- und Verlustrechnungen abgerufen werden. Dabei handelt es sich nicht um eine Verlinkung zu Originaldokumenten, sondern um eine Google-eigene und sehr übersichtliche Darstellung.

Fazit
Google Finance macht meiner Meinung nach den „alten“ Finanzportalen nur teilweise Konkurrenz. Stattdessen besinnt sich der Dienst auf die Kernkompetenz seiner Dachmarke Google und legt konsistent dazu auch das Finance-Portal als Suchmaschine bzw. Recherchetool aus. Das wird nicht zuletzt dadurch unterstrichen, dass die Möglichkeit eines Benutzerkontos bzw. virtuellen Depots zur Nachverfolgung einer Masse verschiedener Werte nicht vorhanden ist. Auch die Suche nach Derivaten bzw. anderen speziellen Wertpapieren ist (ggf. noch) nicht möglich.

Somit ist zumindest für mich Google Finance vom Stand weg nur eines: das beste Recherchetool, wenn man mal solide Informationen über einzelne Unternehmen in Erfahrung bringen möchte oder muss und nicht zufällig Zugang zu einem Datastream- oder Bloomberg-Client hat 🙂

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